
Eine PR-Agentur hat deutschen und französischen Youtubern, Bloggern und Influencern Geld für Falschmeldungen im Zusammenhang mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer geboten, berichten mehrere Influencer. Die Agentur habe in der vergangenen Woche E-Mails an verschiedene Blogger in beiden Ländern geschickt, in denen diesen angeblich geleakte Informationen zu vermeintlichen Folgeschäden des Impfstoff angeboten wurden.

Die Sterberate sei nach einer Impfung mit der Biontech-Vakzine „dreimal höher“ als nach einer Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff, heißt es in fehlerhaftem Englisch in den Mails, die von deutschen und französischen Youtubern öffentlich gemacht wurden. Die Influencer sollten die beigefügten Links zu den Informationen auf ihren Youtube, Instagram- oder TikTok-Kanälen teilen und in eigenen Postings bewerben. Zudem wurden sie explizit aufgefordert, darauf hinzuweisen, dass „die Mainstream-Medien das Thema ignorieren“ und zu fragen, „warum einige Regierungen so aktiv den Pfizer-Impfstoff kaufen“.
2000 Euro für Fake News über Biontech-Impfstoff
Die Nachrichten richteten sich vor allem an Youtuber, die sich mit den Themen Gesundheit und Wissenschaft beschäftigen. In einer Mail, die der deutsche Video-Blogger Mirko Drotschmann in Auszügen auf seinem Twitter-Account veröffentlicht hat, wird er gebeten, eine Altersstatistik seiner Abonnenten und einen Kostenvoranschlag an die Agentur zu senden. Drotschmann betreibt den YouTube-Kanal „MrWissen2go“ mit rund 1,5 Millionen Abonnenten, auf dem er Videos zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Themen veröffentlicht.
Sehr interessant: Eine Agentur meldet sich und fragt, ob ich Teil einer „Informationskampagne“ sein will. Es geht darum, einen Link zu angeblich geleakten Dokumenten zu Todesfällen bei Corona-Impfungen zu teilen. Gegen Geld. Sitz der Agentur: London. Wohnort des CEO: Moskau. pic.twitter.com/5x0Wqx79oZ
— Mirko Drotschmann (@MrWissen2Go) May 18, 2021
Auch der französische Youtuber Léo Grasset, der den Kanal „DirtyBiology“ mit rund 1,2 Millionen Abonennten unterhält, veröffentlichte Teile der Mail auf seinem Twitter-Account. Darin wird er aufgefordert, Begriffe wie „Werbung“ oder „Gesponsorter Beitrag“ in seinen Postings zu vermeiden. „Präsentiere das Material als deine eigenen unabhängige Sichtweise“ schreiben die Autoren.
PR-Agentur mit Verbindungen nach Moskau
Der französische Gesundheitsminister Olivier Véran zeigte sich im Interview mit dem Fernsehsender BFM-TV am Dienstag schockiert: „Das ist armselig, gefährlich und verantwortungslos“, sagte er. Einer der betroffenen Influencer berichtet auf „France Info“, ihm seien etwa 2000 Euro für eine Veröffentlichung geboten worden.

Die Agentur, die laut dem „Guardian“ Verbindungen nach Russland hat, nahm nach Bekanntwerden der Schreiben ihre Website am Dienstag vom Netz und schaltete ihren Instagram-Account auf privat. Wie der „Guardian“ weiter berichtet, hatte das Unternehmen als Sitz eine Adresse in London genannt, ist dort jedoch nicht registriert. Nach Informationen auf dem Jobnetzwerk LinkedIn stamme das Management des Unternehmens aus Moskau und sei dort in der Vergangenheit für die russische PR-Agentur AdNow tätig gewesen. Auch die LinkedIn-Profile der Mitarbeiter seien mittlerweile gelöscht worden.
Die EU hatt erst im April vor Desinformationskampagnen aus Russland oder China im Zusammenhang mit den Corona-Impfungen gewarnt.