
Einen Altbau zu kaufen hat im Vergleich zum Neubau viele Vorteile – auch ökologische: Denn es muss keine Fläche versiegelt werden. Außerdem sind vergleichsweise wenige Baustoffe erforderlich. Der Nachteil von vielen Bestandsimmobilien ist allerdings, dass sie in einem energetisch schlechten Zustand sind.
„Mehr als zwei Drittel aller Wohngebäude in Deutschland wurden vor der ersten Wärmeverordnung 1979 gebaut. Die Anforderungen an die energetische Qualität von Gebäuden sind seither deutlich gestiegen“, sagt Thomas Billmann, Modernisierungsexperte bei der Schwäbisch-Hall. Tanja Loitz, Geschäftsführerin von CO2online, sieht Modernisierungspotenzial sogar bei 86 Prozent aller Wohnhäuser. Der Gesetzgeber knüpft daher an einen Besitzerwechsel einige Auflagen.
Was wird gesetzlich gefordert?
In erster Linie seien die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) zu beachten, erklärt Christian Handwerk von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Vor allem müssen die oberste Geschossdecke und die Heizungsrohre in unbeheizten Räumen, etwa im Keller, gedämmt werden, ergänzt Jürgen Leppig, Bundesvorsitzender des deutschen Energieberaterverbandes GIH: „Auch für alte Heizkessel und Ölheizungen können Betriebsverbote bestehen.“ Die Nachrüstpflichten müssen innerhalb von zwei Jahren nach dem Erwerb der Immobilie umgesetzt werden.
Welche Sanierungen sind darüber hinaus sinnvoll?
Handwerk empfiehlt eine Dämmung der Fassade. Damit lasse sich der Energieverbrauch von Gebäuden stark senken. „Jede Kilowattstunde, die ich nicht brauche, muss ich gar nicht erst erzeugen“, betont er. Die Dämmung der Kellerdecke bewirkt ebenfalls eine Energieeinsparung.
Das Gleiche gilt für Fenster mit Wärmeschutzverglasung. Wird die Heizung ausgetauscht, kann diese nach einer Dämmung meist kleiner dimensioniert werden. Eine dichte Gebäudehülle ist vielfach Voraussetzung für den Einsatz erneuerbarer Energien, etwa einer Wärmepumpe. Wer jetzt umsteige, mache sich unabhängig von steigenden Energiepreisen und fossilen Brennstoffen, sagt Loitz. „So wird auch der CO₂-Fußabdruck kleiner.“
Was hilft bei der Entscheidung?
Für jedes Haus, das verkauft wird, muss ein Energieausweis vorhanden sein. Der vermittelt einen Eindruck über den energetischen Zustand des Gebäudes und enthält Hinweise auf den Sanierungsbedarf. Verbrauchsausweise geben allerdings eher über das Verhalten der ehemaligen Bewohner Auskunft, erklärt Leppig. „Anhand von Bedarfsausweisen lässt sich der energetische Grundzustand eines Gebäudes viel besser einschätzen.“
Er empfiehlt grundsätzlich, einen Experten oder eine Expertin hinzuziehen, beispielsweise einen Energieberater. „Dieser kann den baulichen und energetischen Zustand beurteilen und absehen, welche Maßnahmen wann anstehen und wie sich diese ideal kombinieren lassen.“ Hilfreich können auch Onlinerechner sein, die unter anderem CO2online anbietet.
Wie sollte man am besten vorgehen?
Ein sogenannter individueller Sanierungsfahrplan hilft dabei, die Schritte sinnvoll aufeinander folgen zu lassen – zum Beispiel immer dann, wenn wieder Geld zur Verfügung steht. Auch bauphysikalisch sei eine richtige Reihenfolge wichtig, unterstreicht Handwerk.

Werden zum Beispiel Fenster ausgetauscht und bleibt die Fassade ungedämmt, kann sich Schimmel bilden. Billmann rät dazu, „von oben nach unten und von außen nach innen zu sanieren“. Begonnen werden sollte mit dem Dach, anschließend sind die Etagen darunter an der Reihe. Bevor die Anlagentechnik und die Heizung erneuert werden, sollten zunächst Arbeiten an der Fassade erfolgen.
Was kann man so sparen?
Eine Außenwanddämmung bewirke oft eine Einsparung von mehr als 30 Prozent der Heizenergie, sagt Handwerk. Bei einem Fenstertausch seien es etwa 10 Prozent. Finanziell rechne sich eine Sanierung in der Regel nach einigen Jahren, selbst bei steigenden Baukosten, erklärt Leppig. Wie groß die Ersparnis ist, hängt von der Entwicklung der Energiekosten ab.
Hinzu kommt: Ein modernisiertes Haus steigt im Wert, oft verbessert sich auch das Wohnklima. Gesamtgesellschaftlich betrachtet können bei einer steigenden Sanierungsrate große Mengen an CO₂ eingespart und damit das Klima geschützt werden. „Dazu muss man sich vor Augen führen, dass der Gebäudesektor die Ursache für 40 Prozent des gesamten deutschen Energieverbrauchs ist“, sagt Leppig.
Welche Kosten fallen an?
„Die einfachste Dämmung der Außenwand kostet etwa 150 Euro pro Quadratmeter“, sagt Handwerk. Bei der Dachdämmung seien es 250 bis 300 Euro pro Quadratmeter. Deutlich höher ist die Investition in neue Fenster. Die zusätzlichen Kosten für eine besonders klimafreundliche Modernisierung seien überschaubar, erläutert Loitz. Werde bei einem durchschnittlichen Einfamilienhaus KfW-Standard 55 oder 40 erreicht, fielen nur 3900 bis 9200 Euro mehr an.
Welche Förderungen gibt es?
„Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ist derzeit sehr hoch“, erklärt Leppig. „Je ambitionierter und ganzheitlicher man saniert, desto höher fällt die Effizienzhausförderung aus.“ So wird zum Beispiel der Austausch einer alten Ölheizung finanziell bis zu 45 Prozent unterstützt.
Für Dämmungen und Anlagentechnik gibt es bis zu 20 Prozent Förderung. Liegt ein individueller Sanierungsfahrplan vor, kann die Förderung für die darin empfohlenen Maßnahmen noch einmal um 5 Prozent steigen. „Auch die Länder vergeben oft Fördermittel für Sanierungsmaßnahmen und sogar einige Kommunen haben entsprechende Programme“, ergänzt Handwerk.