Schluss mit Billigfleisch: Eine Frage der Moral, nicht des Preises

Eine Discountergruppe möchte künftig Fleisch aus den Haltungsgruppen 1 und 2 aus ihren Fleischtheken verbannen. © picture alliance/dpa
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Ich kann mich gut erinnern, wie es war, als ich mit 15 Jahren beschlossen hatte, von nun an vegetarisch zu leben. Die Beweggründe waren eine Mischung aus Wette mit Freunden, die mir unterstellten, keine zwei Wochen ohne Fleisch leben zu können, jugendlichem Idealismus und vor allem auch plötzlich aufkommendem Ekel, bei der Vorstellung, wie das Steak, was vor mir auf dem Tisch liegt, zustande gekommen ist.

Damals war es noch relativ schwierig, den Fleischausfall beim Essen zu kompensieren. Vor allem wenn man on the road war, hieß das häufig, beim Essen gehen einfach einen Teller Pommes zu bestellen – weil nicht viel mehr angeboten wurde. Zu der Zeit vegetarisch zu leben war tatsächlich ein Verzicht.

Vor ein paar Jahren war Fleischverzicht tatsächlich ein Verzicht

Heutzutage habe ich das Gefühl, man wird nicht nur im Supermarkt mit Fleischersatzprodukten zugeschmissen. Auch vegetarische Gerichte in Restaurants sind inzwischen gang und gäbe und verursachen keine große Verwirrung mehr beim Personal.

Schluss mit niedrigen Haltungsformen

Tierwohl und Klimaschutz sind en vogue und da steigt man als Konzern doch gerne mit auf. So wie eine deutsche Discounterkette zum Beispiel, die zuletzt medienwirksam verkündet hat, in Zukunft auf den Verkauf von Billigfleisch zu verzichten. Bis 2025 will die Supermarkt-Kette auf Frischfleisch aus der Stallhaltung der Haltungskategorie 1 verzichten. Diese Haltungsform entspricht dem gesetzlich vorgegebenen Mindestabstand bei Hühnern und Schweinen.

Bis 2030 soll auch die Haltungskategorie 2 vollständig verschwinden, bei der die Tiere ein bisschen mehr Platz in ihrem Stall haben und zusätzlich Beschäftigungsmaterial bekommen. Kühe dürfen in dieser Haltungskategorie nicht angebunden werden.

9 Jahre sind eine lange Zeit

Da frag ich mich als Idealistin doch – wieso soll das Ganze noch so lange dauern? Und warum ist das Erste, worum sich die Menschen und fragwürdige Medien in Deutschland Sorgen machen, wie sich diese Veränderung auf den Endpreis auswirkt? Die Haltungsform 3 bedeutet zum Beispiel auch nur, dass die Tiere Zugang zu frischer Luft haben, etwas mehr Platz im Stall und kein genverändertes Futter mehr bekommen.

Diskussion um paar Euro ist Sinnbild für Ignoranz

Dass man über so was diskutieren muss, nur um sich zwei Euro bei seinem Grillsteak sparen zu können, ist mal wieder ein grausiges Zeichen dafür, wie abgestumpft und ignorant die Menschheit sein kann. Natürlich wird es Menschen geben, die sich dann vielleicht nicht mehr jeden Tag Fleisch leisten können. Doch das ist sowieso kein erstrebenswertes Ziel, wie ich finde.

Nicht nur wegen der Tiere oder des Klimas, sondern auch wegen der Gesundheit des Menschen. Es tut wirklich nicht weh, seinen Fleischkonsum zumindest zu reduzieren. Und wenn Fleisch auf den Tisch kommt, darauf zu achten, eine moralisch vertretbare Haltungsform zu wählen.