Zeitumstellung 2023 In Deutschland gilt wieder Sommerzeit

Redakteur
Ein Mann sitzt auf einem Bett und schaut genervt auf den Wecker
Eine Stunde geklaut: Die Umstellung auf Sommerzeit sorgt bei vielen Menschen für Müdigkeit und sogar Gereiztheit. © picture alliance/dpa
Lesezeit

Am letzten Sonntag im März beginnt jährlich die Sommerzeit. Dann werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt – und uns somit eine Stunde Schlaf „geklaut“. In der Nacht zu Sonntag (26. März) sind die Uhren von 2 auf 3 Uhr gesprungen. Die Sommerzeit endet in diesem Jahr am Sonntag, 29. Oktober.

Warum gibt es überhaupt Sommer- und Winterzeit? Sollte die Zeitumstellung nicht eigentlich abgeschafft werden? Und welche Auswirkungen hat es auf unseren Körper, wenn wir die Uhren zweimal im Jahr vor und wieder zurück stellen? Alle Infos zur Zeitumstellung im Überblick.

Sommerzeit und Winterzeit: Termine zur Zeitumstellung

Die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit und wieder zurück erfolgen jedes Jahr zum selben Zeitpunkt:

  • Die Sommerzeit geht vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im Oktober.
  • Die Winterzeit dementsprechend von Ende Oktober bis Ende März.

2023 fällt die erste Zeitumstellung demnach auf den 26. März. Dann werden die Uhren eine Stunde vorgestellt, von 2 auf 3 Uhr. Die zweite Zeitumstellung findet am 29. Oktober statt, wenn die Uhren wieder eine Stunde von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt werden.

Die Sommerzeit ist deutlich länger, als die Winterzeit. Sie geht insgesamt 30 oder 31 Wochen lang. Dabei ist die Winterzeit eigentlich die „Normalzeit“.

Warum wird die Uhr um 3 Uhr umgestellt?

Die Umstellung der Uhren von 2 auf 3 beziehungsweise 3 auf 2 Uhr hat vor allem praktische Gründe. Zum einen würde eine Zeitumstellung mitten am Tag für reichlich Chaos sorgen. Das ist auch der Grund, warum die Uhren am Wochenende umgestellt werden: Selbst vergessliche Menschen haben so noch Zeit, die Uhren rechtzeitig vor dem nächsten Arbeitstag umzustellen. Außerdem schlafen nachts die meisten Menschen, die Zeitumstellung ist also schon durch, wenn sie morgens aufwachen.

Inzwischen ist die Uhrzeit für die Zeitumstellung auch gesetzlich festgelegt: in der „Verordnung über die Einführung der mitteleuropäischen Sommerzeit ab dem Jahr 2002 (Sommerzeitverordnung – SoZV)“.

Zeitumstellung: Darum werden die Uhren zweimal im Jahr umgestellt

Die ersten Ideen einer Zeitumstellung kamen bereits um 1900 auf, wurden aber nicht weiter beachtet. Erstmals umgesetzt wurde die Zeitumstellung allerdings erst zur Zeit des Ersten Weltkrieges, genauer am 30. April 1916. Das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn wollten durch die Einführung der Sommerzeit Energie einsparen. 1919 wurde die Maßnahme in der Weimarer Republik dann wieder abgeschafft.

Auch im Zweiten Weltkrieg wurde die Sommerzeit eingeführt, dieses Mal zwischen 1940 und 1945. Nach Kriegsende übernahmen die Besatzungsmächte die Sommerzeitregelung, allerdings nur bis 1949. Von 1950 bis 1979 gab es in Deutschland keine Zeitumstellung.

Die erneute Einführung der Sommerzeit wurde in der Bundesrepublik Deutschland 1978 beschlossen, trat jedoch erst 1980 in Kraft. Anlass war erneut eine Energiesparmaßnahme. Im Zuge der Ölpreiskrise hatten die westlichen Nachbarländer bereits 1977 die Sommerzeit eingeführt. 1996 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen in der Europäischen Union vereinheitlicht.

Wird durch die Zeitumstellung wirklich Energie gespart?

Seit den ersten Überlegungen zur Zeitumstellung hält sich das Argument hartnäckig, dass dadurch Energie gespart werden kann. Schließlich ist es im Sommer dann länger hell, man braucht also weniger Strom, so die Überlegung.

Diese Argumentation ist allerdings schon lange umstritten. Das Umweltbundesamt hat im März 2007 eine Stellungnahme veröffentlicht, in der es im Fazit heißt: „Durch das Vor- und Zurückstellen der Uhren sparen wir keine Energie.“

Die Begründung: Zwar würde durch eine bessere Ausnutzung der Tageshelligkeit bei der Beleuchtung Strom eingespart werden. Die Einsparung würde aber durch den Mehrverbrauch an Heizenergie, durch das Vorverlegen der Hauptheizzeit, in etwa kompensiert.

Laut einer Studie, die im Jahr 2016 in der Zeitschrift „Wirtschaftsdienst“ erschienen ist, sparen private Haushalte in Deutschland durch die Zeitumstellung lediglich rund 0,78 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs. Ein Forschungsausschuss im Bundestag gab in einem Bericht aus dem selben Jahr sogar nur eine Ersparnis von rund 0,2 Prozent an.

Warum wird die Zeitumstellung nicht abgeschafft?

Die Autoren der Studie äußern im Fazit den Vorschlag, die Zeitumstellung generell abzuschaffen. Auch in der deutschen Bevölkerung werden Sommer- und Winterzeit eher abgelehnt. Eine Umfrage der Krankenkasse DAK (März 2022) hat ergeben, dass 72 Prozent der Befragten sagen, die Zeitumstellung sei überflüssig und solle abgeschafft werden.

Ablehnung in der Bevölkerung, keine Energiespareffekte: Könnte die Zeitumstellung dann nicht einfach abgeschafft werden?

In der EU wird schon länger über die Abschaffung von Sommer- und Winterzeit diskutiert. 2018 legte die EU-Kommission sogar schon einen entsprechenden Gesetzentwurf vor. Grundlage für die Abschaffung der Uhrumstellung war eine Befragung von EU-Bürgern, von denen 84 Prozent für die Abschaffung stimmten. Das EU-Parlament stimmte dem Gesetzentwurf 2019 zu, die Zeitumstellung sollte 2021 abgeschafft werden.

Die Mitgliedsstaaten zogen jedoch nicht mit. Sie müssten sich zum Beispiel überlegen, welche Zeit – die normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ) oder die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) – nach der Abschaffung als Standard gelten soll. Damit liegen die Pläne vorerst auf Eis. Die Umstellung soll nun doch bis mindestens Ende 2026 bleiben.

Ohne Zeitumstellung: Lieber Winter- oder Sommerzeit?

Wenn die Zeitumstellung wirklich in den kommenden Jahren abgeschafft wird, auf welche Zeit sollte man sich auf Dauer einigen: Winter- oder Sommerzeit? Schlafforscher empfehlen ganz klar, die Winterzeit als Dauerzeit einzuführen. Sie entspreche dem biologischen Rhythmus der Menschen, sagen Experten. Zwar sind lange, helle Sommerabende schöner als viel Dunkelheit, aber gerade die brauchen wir, um müde zu werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) befürwortet ebenfalls eine dauerhafte Winterzeit. Durch die Umstellung auf die Sommerzeit werde der Schlaf-Wach-Rhythmus wie bei einem Jetlag verzögert, heißt es in einer Stellungnahme. Anders als beim Jetlag im Urlaub könne man dem aber nicht nachgehen. Denn Faktoren wie der Zeitpunkt des Arbeitsbeginns verändern sich nicht.

Wenn man die zwei Möglichkeiten einmal durchspielt, stellt man fest, dass es gar nicht so einfach ist, sich auf eine Zeit zu einigen. Bei einer dauerhaften Sommerzeit würde die Sonne im Winter erst gegen 9 Uhr oder noch später aufgehen. Dafür wäre es zwar abends länger hell, unsere Leistungsfähigkeit, die sich an der Sonne orientiert und in ihrem Zenit am höchsten ist, würde sich deutlich nach hinten verschieben.

Bei einer dauerhaften Winterzeit würde die Sonne im Sommer abends viel schneller untergehen, es wäre oft bis 21 Uhr schon dunkel. Dafür würde es schon zwischen 4 und 5 Uhr hell werden. Das wäre beides auch nicht optimal, entspräche aber mehr dem inneren Rhythmus der Menschen. Der ist allerdings durch die ständige Umstellung sowieso schon gestört.

Welche Auswirkungen hat die Zeitumstellung auf den Körper?

Menschen, genauer gesagt unsere Zellen, besitzen alle eine biologische innere Uhr. Wird die Uhr umgestellt, werden unsere inneren Uhren aus dem Takt gebracht. Das wirkt sich auf unseren Körper wie ein Mini-Jetlag aus. Dazu gehören dann Symptome wie Müdigkeit oder Schlappheit, Schlafstörungen und Einschlafprobleme, Konzentrationsprobleme oder depressive Verstimmungen. In einer repräsentativen Umfrage der DAK im Oktober 2019 gaben 29 Prozent der Teilnehmer an, dass ihnen die Umstellung Beschwerden bereite.

Kinder und Babys können ihre innere Uhr deutlich schlechter anpassen als Erwachsene. Sie sind sehr auf ihren gewohnten Rhythmus angewiesen. Jede zweite Familie mit Kindern unter zwölf Jahren gab in einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2020 an, die Auswirkungen auf den Schlaf der Kinder zu spüren. Die Kinder würden demnach schlechter einschlafen und wären tagsüber gereizter und schlechter gelaunt.

Ein Mädchen stellt in ihrem Bett eine Uhr von 3 auf 2 Uhr zurück.
Kinder und Babys können ihre innere Uhr deutlich schlechter anpassen als Erwachsene. © picture alliance / dpa

Unterschiedliche Studien haben zudem Auswirkungen der Zeitumstellung auf Körper und Psyche nachgewiesen. Eine schwedische Studie kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass sich das Herzinfarktrisiko bei Menschen, die am Herzen vorbelastet sind, in den ersten sieben Tagen nach der Zeitumstellung erhöht. Laut einer Studie der Universität von Colorado steigt die Zahl der Verkehrsunfälle um sechs Prozent, die Zahl der Behandlungsfehler bei Ärzten steige einer Studie vom „Center for Sleep Medicine“ der Mayo Clinic in Rochester um 18 Prozent.

Wie schnell gewöhnen Menschen sich an die Zeitumstellung?

Die Umstellung auf die Sommerzeit ist nicht nur eine Verschiebung im Schlaf-Wach-Rhythmus. Menschen werden auch in der Jahreszeit zurückversetzt. „Der veränderte Hell-Dunkel-Rhythmus trägt mit dazu bei, dass wir etwas länger brauchen. Eine Stunde Zeitverschiebung im Frühjahr entspricht einem Zurücksetzen von drei bis vier Wochen“, erklärt ein Schlafexperte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb dauert die Gewöhnung im Frühjahr im Durchschnitt zwei bis drei Tage länger als im Herbst.

Bei der Umstellung auf die Winterzeit können sich Menschen, die generell keine Probleme mit dem Einschlafen haben, schnell an die neue Zeit gewöhnen. Menschen, die empfindlich reagieren, können zwischen drei oder vier Wochen brauchen, bis sie sich an die neue Zeit gewöhnt haben.

In beiden Fällen gilt: Nach ein paar ruhigen Tagen und genügend Schlaf hat sich der Körper wieder richtig eingestellt.

Eselsbrücken für die Zeitumstellung

Wer sich einfach nicht merken kann, wann die Uhren wie umgestellt werden, kann sich mit ein paar Eselsbrücken behelfen. Am einfachsten geht das sicher mit dem Gartenmöbel-Vergleich: Im Sommer werden sie vor die Tür gestellt, im Winter kommen sie zurück in den Keller.

Für Sprachfans gibt es noch die O-und-I-Eselsbrücke: Im Sommer werden die Uhren nach vorne gestellt, im Winter nach hinten. Oder im Englischen: Im Frühling – also spring – springen die Uhren vor, im Herbst (englisch fall) fallen die Zeiger zurück.