
Unsere Berichterstattung über eine städtische Notunterkunft für Obdachlose in Marl-Drewer beschäftigt mittlerweile auch die Politik und weitere Hilfsorganisationen. Als Sozialpädagoge hat Joshua Karkuth beruflich mit zwei jungen Männern zu tun, die dort untergebracht sind bzw. waren. Joshua Karkuth arbeitet bei der rebeq Gmbh, einem 1999 gegründeten Tochterunternehmen der Arbeiterwohlfahrt. „Die beiden jungen Männer berichteten mir ebenfalls von unmenschlichen Zuständen“, teilt Joshua Karkuth mit.
Vielsagende Bezeichnung
Der Kontakt zu den Männern entstand durch deren Teilnahme an einem rebeq-Projekt namens „reset“. Ziel dieser Maßnahme ist es, junge Menschen in schwierigen Lebensumständen vor Arbeits- und Obdachlosigkeit zu bewahren. „Einen der Beiden konnten wir bereits in eine geregelte Wohnsituation vermitteln“, sagt Joshua Karkuth. Für die Notunterkunft in Drewer hätten die Betroffenen übrigens eine vielsagende Bezeichnung: Loch.
Die jungen Männer haben auch Erklärungen für den teilweise schlechten Zustand in der Unterkunft. So seien es alkoholisierte Randalierer, die regelmäßig das Treppenhaus, die Duschräume, Zimmertüren oder Waschmaschinen beschädigten. Das seien jedoch nur wenige Personen im Gebäude. Leidtragende seien allerdings die Hilfebedürftigen, die sich durchaus zu benehmen wüssten. Das sei auch der Großteil der Bewohner. Ausdrücklich in Schutz nimmt Joshua Karkuth seine städtischen Kollegen vom Amt für Soziales. Sie erlebe er stets engagiert und auch wertschätzend gegenüber den Menschen in Notsituationen.
Bruch im gegenseitigen Erleben
Wenn sich die Betroffenen trotzdem wie ausgestoßen fühlen, scheint es einen Bruch im gegenseitigen Erleben zu geben. Joshua Karkuth: „Die Menschen, die auf diese Notunterkunft angewiesen sind, stehen vor vielseitig überwältigenden und überfordernden Herausforderungen. Meine bisherigen Erfahrungen mit Menschen in so schwierigen Lebenssituationen zeigen, dass das Annehmen von Hilfsangeboten die größte Hürde darstellt.“ Die beiden Männer, mit denen Joshua Karkuth zusammenarbeitet, fühlten sich ebenfalls nicht unterstützt, sondern ausgestoßen.
Das Thema nahm jetzt auch die Marler SPD auf. Durch seine Arbeit als Sozialdezernent in Datteln sei der Fraktionsvorsitzende Peter Wenzel auch mit den Schwierigkeiten im Umgang mit Obdachlosen vertraut. In einer Dringlichkeitsanfrage zur nächsten Ratssitzung am Donnerstag, 23. März, möchte die SPD-Fraktion unter anderem wissen, wie viele Obdachlose in welchen Einrichtungen untergebracht sind. „Wir wollen die Größe des Problems kennen“, so Peter Wenzel. Ziel sei es, anhand der Fakten in Zusammenarbeit mit den zuständigen Fachleuten der Stadt Lösungen zu finden.