
Den Fehler seines Lebens hat ein Polizist aus Haltern gemacht. Der Beamte auf Probe hatte bei einer Wohnungsdurchsuchung in Recklinghausen kurzerhand ein 1-Euro-Plastikfeuerzeug eingesteckt. Sein Pech: Eine Überwachungskamera hatte alles gefilmt. Der Clip war später bei Facebook aufgetaucht. Nach der Verurteilung zu 7200 Euro (90 Tagessätze) war auch bei der Polizei Schluss. Der Mit-Zwanziger musste seinen Job an den Nagel hängen.
Besonders dreist war auch der Mann, der in sieben Monaten über 300 Pakete mit fremden Kreditkarten bestellt hat. Die Daten hatte er im Darknet gekauft, was angeblich kein Problem war. Das meiste hat er sofort weiterverkauft. Bis auf den teuren Wein. Der hat ihm selbst geschmeckt. Schaden: 70.000 Euro. Urteil: drei Jahre und neun Monate Haft.
Anwalt in Not
Besonders traurig ist der Fall eines psychisch kranken Mannes aus Haltern, der seit Ende des Jahres vor Gericht steht. Er hat im Wahn mit einem Messer auf seine Eltern eingestochen, die alles für ihn tun würden. „Ich war wie ferngesteuert“, sagte der 39-Jährige den Richtern. Um auch gleich eine mögliche Ursache hinterherzuschicken: „Vielleicht habe ich mir am Computer einen Virus eingefangen.“ Der Fall ist ernst. Dem Mann droht die unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie.
Ernst könnte es auch für einen Anwalt aus Haltern (mit Sitz in einer anderen Stadt) werden. Er steht in Bochum mit einem Kfz-Sachverständigen und einem Unfallfahrer vor Gericht. Das Trio soll mit inszenierten Autounfällen Kasse gemacht haben. Insgesamt geht es um über 20 Unfälle – mit Versicherungsschäden von rund 30.000 Euro. Der Prozess wird fortgesetzt.
Von drei Millionen auf null
Die größte Überraschung gab es im Prozess gegen einen Unternehmer aus Haltern. Er sollte über drei Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Doch seine Aktien, um die es ging, waren laut Gutachten kaum etwas wert. Die Richter am Essener Landgericht machten deshalb kurzen Prozess: Das Strafverfahren wurde eingestellt.

Nicht so gut lief es für einen Mann, der sich auf Einbrüche in Corona-Testcontainer spezialisiert hatte. In Haltern war er am Standort Seestadthalle. Insgesamt ging es um rund 20 Einbrüche. Beute: mehrere tausend Euro. Von dem Geld kaufte sich der 36-Jährige immer neue Drogen. Auf die Schliche war man ihm durch einen anonymen Hinweis und durch die Videoüberwachung in Haltern gekommen. Jetzt ist das rastlose Leben aber erstmal vorbei. Das Urteil: fünf Jahre Haft.
„Kandaouroff-Täter“
Ein Wiedersehen gab es 2022 mit einem der „Kandaouroff-Täter“. Der Großunternehmer und Ex-Seehofchef war im Mai 2010 vor seiner Villa erschossen worden. Der Mann, der damals die Tatwaffe besorgt hatte, stand nun wieder vor Gericht. Der neue Vorwurf: Drogen- und Waffenbesitz. Der 58-Jährige aus Haltern war nach den tödlichen Schüssen auf Klaus Kandaouroff zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. 2018 kam er auf freien Fuß. Nun geht es wieder hinein ins Gefängnis. Das neue Urteil: ein Jahr Haft ohne Bewährung
Bei der Justiz bestens bekannt sind auch zwei Männer aus Haltern, die gerade mal wieder vor Gericht stehen. Und auch diesmal geht es um Betrug im Internet. Die Angeklagten sollen Laptops und Ipads zum Kauf angeboten, aber nie verschickt haben. Diesmal könnte es für sie richtig ernst werden. Beiden droht Gefängnis.
Öffentlichkeit ausgesperrt
Offen ist auch das Schicksal eines 28-Jährigen, der in Haltern eine Instagram-Freundin vergewaltigt haben soll. Die beiden hatten sich gerade das erste Mal getroffen und die halbe Nacht in der „Stadtmühle“ verbracht. Was danach passiert ist, müssen die Richter nun herausfinden. Ungewöhnlich: Der gesamte Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das kennt man sonst eigentlich nur von Strafverfahren mit jugendlichen Angeklagten.