Minarett für die Moschee in Datteln Gemeinde befolgt Rat von Altbürgermeister Horst Niggemeier

Redakteur
Ali Kalinsazlioglu (33) und sein Vater Kemal Kalinsazlioglu (58) zeigen auf die Stelle, an der später einmal das Minarett stehen soll.
Ali Kalinsazlioglu (33) und sein Vater Kemal Kalinsazlioglu (58) zeigen auf die Stelle, an der später einmal das Minarett stehen soll. © Sebastian Balint
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Vor 33 Jahren legte Architekt Wolfgang Szubin seinen Entwurf für die Moschee am Südring vor. Darauf war hinter dem Kuppelbau ein Minarett zu sehen. Doch dieser Teil des Entwurfs wurde nicht umgesetzt. Bis jetzt. Denn wenn es nach der Gemeinde geht, soll schon in einem Jahr ein Minarett die Moschee der Dattelner Gemeinde vervollständigen. Ein entsprechender Bauantrag wurde bereits bei der Stadt eingereicht.

Dass die Gemeinde erst 29 Jahre nach der Fertigstellung des Hauptgebäudes das Minarett bauen will, geht auf Dattelns Altbürgermeister Horst Niggemeier (SPD) zurück. Der habe der Gemeinde damals nämlich empfohlen, erstmal kein Minarett zu bauen, berichtet Kemal Kalinsazlioglu (58), Vorsitzender der Türkisch Islamischen Gemeinde.

Minarett nur „Beiwerk“ eines größeren Bau-Projektes

„Lasst euch noch Zeit“, soll Niggemeier laut Kalinsazlioglu gesagt haben. „Zahlt die Moschee erstmal ab und lasst den Leuten Zeit, sich an die Moschee zu gewöhnen. Und dann baut ihr euer Minarett.“ Den Rat des Altbürgermeisters habe die Gemeinde befolgt, sagt Kemal Kalinsazlioglu. 2006 habe er dann die letzte Rate überwiesen, sagt der 58-Jährige.

Eigentlich hätte die Gemeinde dann direkt das Minarett bauen können. Doch auf der einen Seite habe es noch andere Baustellen gegeben und auf der anderen Seite erschien die Zeit noch nicht reif dafür. Jetzt, 29 Jahre nach Fertigstellung der Moschee, will die Gemeinde das Projekt endlich angehen.

Schon im ersten Entwurf war ein Minarett für die Dattelner Moschee eingeplant worden.
Schon im ersten Entwurf war ein Minarett für die Dattelner Moschee eingeplant worden. © Sebastian Balint

Dabei steht das Minarett gar nicht im Mittelpunkt des Bauvorhabens. Salopp formuliert, ist der Turm nur Beiwerk. Die Gemeinde verfolgte ursprünglich ein ganz anderes Ziel: Sie will mehr Platz für die Jugend schaffen und vor allem barrierefrei werden.

Der Gebetssaal der Moschee befindet sich im ersten Stockwerk der Moschee. Der Weg dorthin führt ausschließlich über eine Treppe. Für viele ältere Gemeindemitglieder und vor allem für Menschen mit einer Behinderung ist es nicht möglich, dorthin zu kommen. „Außer wir tragen sie“, sagt Ali Kalinsazlioglu (33), der Sohn des Gemeinde-Vorsitzenden.

So entstand der Wunsch, die Moschee um ein paar Räume und ein Treppenhaus samt Fahrstuhl zu erweitern. „Wir dachten erst an einen Neubau im hinteren Teil des Grundstücks“, erklärt Ali Kalinsazlioglu. Während eines Ortstermins mit dem Bauamt der Stadt Datteln habe die Mitarbeiterin, die den Termin wahrnahm, die zündende Idee gehabt.

„Sie hat vorgeschlagen, dass wir an die Moschee anbauen und einen Teil des Baus auf Säulen stellen, damit keine Parkplätze verloren gehen“, erinnert sich Ali Kalinsazlioglu. „Für diese Idee sind wir ihr sehr dankbar.“ Mit der Idee im Hinterkopf habe sein Vater dann den Architekten von damals angerufen.

Minarett soll höher als die Kuppel der Moschee werden

„Aus Spaß habe ich zu ihm gesagt: ‚Du hast Deine Arbeit noch nicht erledigt‘“, erzählt Kemal Kalinsazlioglu mit einem Augenzwinkern. Der Architekt machte sich ans Werk und fügte das Minarett ein, dass schon vor 33 Jahren eingeplant war. Die Gesamtkosten für das Projekt würden sich schätzungsweise auf 400.000 Euro belaufen. „Wenn wir alles machen lassen“, sagt Kemal Kalinsazlioglu.

Doch die Gemeinde will den Rohbau nur von einer Firma bauen lassen. „Den Rest machen wir in Eigenleistung. Wir haben genügend Fachleute in der Gemeinde.“ Das werde die Kosten deutlich senken, sagt er. Und das Minarett? Wie hoch und breit soll es werden? Wie teuer? Kemal Kalinsazlioglu winkt ab. „Die Höhe gibt das Bauamt vor. Da sind wir offen. Es soll nur höher als die Kuppel werden.“

Die Kuppel hat eine Höhe von 22 Metern. Mindestens 25 Meter soll das Minarett hoch werden, so der Wunsch. Der Durchmesser soll bei circa einem Meter liegen. „Für das Minarett fallen vielleicht 40.000 Euro an“, erklärt Kemal Kalinsazlioglu. Ein Muezzin-Ruf ist ausdrücklich nicht geplant, ergänzt er.