Ein Gehen und Bleiben im Ostvest oder: Nach der Wahl ist vor der Wahl

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Jörn Tüffers ist Ressortleiter Ostvest. © privat
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Manche gehen, andere bleiben, obwohl sie auch gerne gegangen wären. Wieder andere machen sich auf den Weg – mit unbestimmtem Ausgang. Oder, um es leicht abgewandelt zu formulieren: Nach der Wahl ist vor der Wahl.

Dass es dabei nicht nur Sieger geben kann, ist ja bekannt . . . wobei, wenn ich den gescheiterten Kanzler-Kandidaten Armin Laschet so höre, frage ich mich schon, wo ich gewesen bin, als diese Gesetzmäßigkeit außer Kraft gesetzt wurde.

Da lobe ich mir doch die Bewerber aus dem Ostvest. Für die meisten war klar, dass sie keine Aussichten auf ein Bundestagsmandat haben würden. Darauf ist in unserer Region die SPD abonniert. Also braucht es schon eines guten Listenplatzes, um auf diesem Weg ins Parlament zu gelangen.

Die Frau aus Duisburg hat es nicht geschafft

Den glaubte Ulrike Eifler zu haben, sie war unter anderem in Datteln und Oer-Erkenschwick angetreten. Weil die Linke aber ein desaströses Ergebnis erhalten hat, ist der Zug nach Berlin ohne sie abgefahren, trotz eines aussichtsreichen Listenplatzes. Sie wäre immer damit behaftet gewesen, ein Import zu sein, lebt sie doch in Duisburg. Ohnehin ruft sie in ihrer Partei Argwohn hervor, weil sie dem Landesverband noch nicht lange angehört, aber bereits dessen stellvertretende Vorsitzende ist – und als Postenjägerin gilt. Ähnlich jäh endete für Robert Heinze (Marl) das Abenteuer Bundestag. Er verpasste den Sprung, weil die FDP in NRW deutlich weniger Stimmen einheimste als in anderen Bundesländern.

Der Trend war Ehm nicht hold

Bei jemand anderem erwies es sich dagegen als Glücksfall, dass seine Partei so schlecht abgeschnitten hat: CDU-Mann Michael Breilmann verschaffte Listenplatz 16 in NRW den Einzug in den Bundestag. Das ist dann so wie bei einem mageren und glücklichen 1:0 beim Fußball – am Ende fragt niemand mehr danach, wie es zustande gekommen ist. Waltrop ist nun jedenfalls mit zwei Abgeordneten im Parlament vertreten. Frank Schwabe (SPD) ist der andere. Nach seinem fünften Einzug in den Bundestag gehört der 50-Jährige quasi zum Inventar.

Dass Aufwand und Ertrag nicht immer in einem vernünftigen Ergebnis stehen, erfuhr Lars Ehm, CDU-Kandidat für Oer-Erkenschwick und Datteln. Auch wenn sein Wahlkreis seit 1961 tiefrot eingefärbt ist, durfte er bei seiner Nominierung hoffen, dass die SPD im Umfragetief verharren würde. Es kam anders, wie wir wissen.

Er bleibt also in der Stimbergstadt. Andere machen sich auf die Reise in Richtung Landtag. Dattelns CDU-Parteichef Patrick-Benjamin Bök muss hoffen, dass seine Partei bis Mai 2022 wieder in die Spur findet. Genau dies wünscht sich ein weiterer Dattelner nicht: Falco Böhlje, der für die SPD antreten möchte. Aber er muss sich erst parteiintern durchsetzen.